6 Fragen an Oliver Fehl – HWK Wiesbaden

Im August 2019 war die Handwerkskammer Wiesbaden bei Fehl & Sohn zu Gast und sprach mit Geschäftsführer Oliver Fehl über das Thema „Mitarbeiter finden und binden – Fragen an Oliver Fehl“. Hier lesen Sie das komplette Interview.

Junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den eigenen Betrieb binden: Das zu meistern ist aktuell eine der größten Herausforderungen des Handwerks. Einige Betriebe haben jedoch einen effektiven Weg gefunden, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Handwerkskammer Wiesbaden stellt Handwerker vor, denen genau das gelingt und hat nachgefragt, wie Sie dabei vorgehen.

  • Betriebsname: Georg Fehl + Sohn GmbH
  • Name: Oliver Fehl, Geschäftsführer
  • Damit verdienen wir unser Geld: Gebäudetechnik
  • Mitarbeiterzahl: 170 Mitarbeiter in insgesamt drei Unternehmen
  • Anzahl an Lehrlingen: 26 Lehrlinge
1. Warum bilden Sie aus?

Eine Ausbildung im eigenen Betrieb ist die beste Art der Fachkräftesicherung. Der Lehrling lernt die speziellen Anforderungen des Unternehmens kennen und kann diese somit auch in Zukunft erfüllen. Die Ausbildung ist gerade deshalb so wichtig für uns, da das Unternehmen so auch in Zukunft mit den steigenden Anforderungen des Wettbewerbs Schritt halten kann. Dadurch wird auch die Mitarbeiteridentifikation und die Loyalität dem Unternehmen gegenüber gestärkt. In der Regel übernehmen wir jeden Auszubildenden nach erfolgreich abgeschlossener Gesellenprüfung in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir auch für dieses Jahr wieder alle Ausbildungsplätze besetzen konnten.

2. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitarbeiter?

Die wichtigsten Eigenschaften und Werte des Unternehmens wurden von einem Kreis aus mehreren Mitarbeitern erarbeitet und stellen die „Goldenen Regeln“ für unseren Betrieb dar. Dazu gehören Teamgeist und Disziplin, Loyalität und Veränderungsbereitschaft, Kundenorientierung, Empathie und Herzlichkeit, Qualität und Innovation, Respekt und Wertschätzung sowie Vertrauen und Ehrlichkeit.

3. Welche Unternehmensphilosophie verfolgen Sie?

Dienstleistungen anbieten heißt das Beste geben. Wir sind bereits in der dritten Generation für unsere Kunden aktiv. Unsere Mitarbeiter sollen sich bei uns zu ausgezeichneten Fachleuten weiterentwickeln können. Durch eine ständige Aus- und Weiterbildung gewährleisten wir somit anspruchsvolle Arbeit, die mit der Zeit geht.

4. Wie gehen Sie vor, um sowohl motivierte Lehrlinge als auch qualifizierte Fachkräfte für Ihren Betrieb zu finden?

Wir geben potenziellen Auszubildenden die Möglichkeit, durch ein Praktikum oder einen Ferienjob den Beruf des Anlagenmechanikers oder Elektronikers im Vorfeld besser kennenzulernen. Auch auf regionalen Ausbildungsmessen zeigen wir unseren Betrieb und werden dort stellvertretend durch unsere Lehrlinge präsentiert. Damit auch die Generation 4.0 erreicht wird, sind wir in den sozialen Netzwerken und unserer eigenen Internetseite aktiv und teilen dort beispielsweise aktuelle Stellengesuche. Unsere Lehrlinge haben die Möglichkeit, sich bis zu 1000 Euro pro Lehrjahr durch gute schulische Leistungen und eine hohe Eigeninitiative dazuzuverdienen. Unsere Auszubildenden erhalten eigenständige Projekte und können ihre Fertigkeiten an einer „Lehrlingswand“ trainieren.

5. Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung: Schaffen Sie bestimme Anreizsysteme oder besondere Vorteile für Ihre Mitarbeiter?

Nach der Ausbildung bieten wir hervorragende Verdienstmöglichkeiten durch leistungsorientierte Bezahlung, Erfolgsbeteiligung, gute Aufstiegsmöglichkeiten und betriebliche Sonderleistungen. Dazu gehören unter anderem eine kostenfreie Unfall- und Zahnzusatzversicherung, Zuschüsse zur Berufsunfähigkeitsversicherung und zur beruflichen Altersvorsorge, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Kindergartenzuschuss, Erstattung der Fahrtzeit zur Baustelle, vergünstigte Einkaufskonditionen bei Eigenmaterial sowie eine Bezuschussung der Arbeitskleidung. Weiter sind unsere Mitarbeiter mit der modernsten Technik an Maschinen, Geräten und Firmenfahrzeuge ausgestattet. Dies bildet auch die Grundlage für unser Leitbild „Mehr als ein Job“.

6. Welchen Rat würden Sie Handwerkern geben, die händeringend nach Lehrlingen oder Fachkräften suchen?

Man sollte „bei sich aufräumen“ und genau hin schauen, an welchen Stellen Verbesserungspotenzial besteht. Im Rahmen dessen sollte auch intern geklärt werden, warum genau man diesen Schritt der Veränderung und Weiterentwicklung gehen möchte, welche Unternehmenskultur man anstrebt und welche Ziele dadurch verfolgt werden. Der Mitarbeiter ist dabei einer der wichtigsten Multiplikatoren für die Unternehmensreputation.

Bilder und Text: Handwerkskammer Wiesbaden